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Interessantes und Wissenswertes
Multiprofessionelle Teamarbeit
Was versteht man darunter ?
Multiprofessionalität ist ein Arbeitsprinzip und stellt neben der Transparenz, Wertschätzung und Professionalität gewissermaßen das Markenzeichen der INKLUSIONSWERKE dar.
Die multiprofessionelle Teamarbeit kann als der Austausch und die Kooperation mit Angehörigen anderer Berufsgruppen bezeichnet werden. Sie ist erforderlich, wenn eine Aufgabe von einer einzelnen Disziplin nicht adäquat bearbeitet werden kann. Da komplexe soziale Probleme nicht nach der Logik der Disziplinen funktionieren, ist Multiprofessionalität unabdingbare Voraussetzung für deren Lösung. Der Verlust von Zusammenhängen durch Expertentum und Spezialisierung, durch Grenzen der Terminologien wird in der Multiprofessionalität problematisiert[1].
So erforschen verschiedene Disziplinen nahezu identische Problemgegenstände. Zwar besteht auch bei diesem Zugang ein Nebeneinander von Sichtweisen, methodischen Vorgehensweisen und Fachkenntnissen, es erfolgt jedoch eine Ansammlung von Wissen bis hin zur gegenseitigen Vervollständigung von Theorien.
Die so erreichte Ableitung von Lösungsansätzen stellt einen Gewinn für die Praxis dar[2]. Die Kooperationen der verschiedenen Disziplinen machen es möglich, die vielfältigen Ideen, Aktivitäten und Handlungsfelder zu nützen, aber auch unterschiedliche Fachgruppen zusammen zu bringen, um voneinander zu profitieren und gegenseitige Veränderung zu ermöglichen.
Genau darin liegt der Fokus der multiprofessionellen Kooperation in diesem Bereich: Es geht vor allem um den Menschen in seinen sozialen Bezügen und Integrationsprozessen miteinander.
Um weiter von beiden Seiten an einer Multiprofessionalität arbeiten zu können, ist jedoch eine gemeinsame geistige Basis aller Teammitglieder anzustreben. Natürlich kann immer ein Risiko einer unilateralen Betrachtungsweise bestehen, wenn Multiprofessionalität ohne eine wissenschaftliche Weiterentwicklung von Einzeldisziplinen erfolgt.
Durch das Überwinden eigener Wissensgrenzen und den Einblick in andere Wissenschaften besteht die Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung. Nur mit Hilfe der Bezugswissenschaften ist es möglich, verschiedene Sichtweisen und neue Antworten aufzuzeigen, Denkweisen zu erweitern und zu verändern.
Multiprofessionalität bezieht sich nicht allein auf Fachbezogenes, sondern insbesondere auf das zugrundeliegende handlungsleitende Menschenbild, weshalb eine geistig zu begründende Multiprofessionalität geboten ist.
Bereits 1965 wies Paul Moor in seinem Werk „Heilpädagogik - Ein pädagogisches Lehrbuch“ darauf hin: „Es kann weder darum gehen, Kompetenzbereiche abzugrenzen noch die Einzelnen einander anzugleichen, sondern darum, dass jeder der an der Hilfe Beteiligten sich klar ist darüber, was sein zentrales Anliegen ist und welches die ebenso berechtigten Anliegen der anderen sind. Zwischen diesen Zentren der Hilfe sollen keine Grenzen verlaufen; sondern zwischen ihnen liegen die Bereiche der Zusammenarbeit, einer Zusammenarbeit, die in erster Linie ein menschliches Problem ist und erst in zweiter Linie auch ein wissenschaftliches. Jeder hat sich offen zu halten, in der praktischen Arbeit in jeder einzelnen konkreten Situation das hier und jetzt Notwendige, mit den anderen zusammen zu suchen“[3].
Verfasserin: Dominika Rögels ehemalige Rissmann
[1] vgl. Miller, 2011, S. 247
[2] vgl. Miller, 2011, S. 248
Quellenhinweise:
Miller, T. (2011) in Schumacher (Hg.): Die Soziale Arbeit und ihre Bezugswissenschaften, Lucius & Lucius, Stuttgart.
Moor, P. (1999) Heilpädagogik. Ein pädagogisches Lehrbuch, Hans Huber Verlag, Zürich.